BiowerkstoffeFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Klassifizierung

Untergliederung

Auf Grund ihrer chemischen Struktur lassen sich Biokunststoffe in zwei Gruppen unterteilen.

Drop-In-Biokunststoffe sind Biokunststoffe, deren chemische Struktur mit denen herkömmlicher Kunststoffe identisch ist. Bio-PE (Polyethylen) und Bio-PET (Polyethylenterephthalat) gehören dazu. Die Grundbausteine dieser Biokunststoffe werden statt aus Erdöl aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Für die Weiterverarbeitung zu Endprodukten können die gleichen Maschinen und Verfahren genutzt werden wie für die fossilbasierten Pendants.

Neuartige Biokunststoffe weichen dagegen in ihren chemischen „Bauplänen“ von denen fossilbasierter Kunststoffe ab. Zu dieser Gruppe gehören die Biokunststoffe PLA und TPS. Durch die „neuartige“ chemische Struktur der Werkstoffe ist es einerseits notwendig, die Verarbeitungsverfahren anzupassen, andererseits bringen diese Biokunststoffe neue Eigenschaften mit, die andere Einsatzbereiche möglich machen.

Man kann Biokunststoffe aber auch auf Grund ihrer biologischen Abbaubarkeit unterscheiden.

So sind einige Biokunststoffe biologisch abbaubar. Diese Materialien können durch Mikroorganismen, wie z.B. Bakterien oder Pilze, nach und nach zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut werden. Zu beachten ist, dass es auch Kunststoffe aus Erdöl gibt, die ebenfalls biologisch abbaubar sind.

Dagegen gibt es auch „dauerhafte“ Biokunststoffe, die sich nicht in der Natur abbauen, wie z.B. Bio-PE oder Bio-PET.

Zertifizierung

Kennzeichnung biobasierter Anteil

Wieviel „BIO“ in einem Biokunststoff enthalten ist, lässt sich mit Hilfe der Radiocarbonmethode ermitteln. Zur Angabe des biobasierten Anteils gibt es zwei unterschiedliche Ansätze.

Biobasierter Kunststoff nach EN 16640

Der erste Ansatz betrachtet nur den Kohlenstoff-Anteil des Produkts. Der biobasierte Anteil wird als Anteil des biobasierten Kohlenstoffs am Gesamtkohlenstoff in Prozent angegeben. Der europäischen Norm EN 16640 liegt dieser Ansatz zugrunde. Die Zertifizierer DIN CERTCO und TÜV Austria bieten diese Prüfung an und vergeben ihre entsprechenden Labels.

DIN CERTCO

Biobasiert 20 - 50 %,
Biobasiert 50 - 85 %,
Biobasiert >85 %

Logo DIN-Geprüft biobasiert 20 - 50 %
Logo DIN-Geprüft biobasiert 50 - 85 %
Logo DIN-Geprüft biobasiert > 85 %

TÜV Austria

*  zwischen 20 und 40 %,
**  zwischen 40 und 60 %,
***  zwischen 60 und 80 %,
****  über 80 %

Logo OK biobased

Biobasierter Kunststoff, DIN EN 16785-1

Beim zweiten Ansatz wird der gesamte biobasierte Anteil, also auch der biobasierte Sauerstoff, der biobasierte Wasserstoff und der biobasierte Stickstoff, berücksichtigt und ins Verhältnis zum nicht biobasierten Anteil gesetzt. Auf diesem Ansatz beruht die europäische Norm EN 16785-1. Eine entsprechende Prüfung und Zertifizierung mit dem "biobased"-Logo bieten sowohl DIN CERTCO als auch TÜV Austria an.

Logo biobased

Kennzeichnung biologischer Abbau

Kompostierbar – industriell und im Garten

Die Kompostierung ist ein Sonderfall des biologischen Abbaus, den sich der Mensch zur Verwertung von Abfällen zu Nutze macht. Dabei sind die Anforderungen an die industrielle Kompostierung anders als die Kompostierung im Garten oder eine natürliche Abbaubarkeit in der Umwelt.

Kunststoffprodukte, die einer industriellen Kompostierung zugeführt werden sollen, müssen bestimmten Normen gerecht werden. Die wichtigste Norm für Europa ist die EN 13432. Eine Zertifizierung als „kompostierbar“ erhalten Produkte nach dieser Norm, wenn sie sich unter standardisierten Bedingungen innerhalb von maximal 12 Wochen zu mindestens 90 % abbauen. Diese Produkte dürfen mit den entsprechenden Labels gekennzeichnet werden.

Da in der Praxis kürzere Rottezeiten üblich sind, hat DIN CERTCO ein Zertifizierungssystem speziell für Bioabfallbeutel mit einer maximalen Abbauzeit von 6 Wochen entwickelt: „DINplus Bioabfall-Beutel".

Logo Keimling
Logo DIN-Geprüft industriell kompostierbar
Logo OK compost INDUSTRIAL
DINplus Bioabfall-Beutel

DIN CERTCO und TÜV Austria vergeben auf Basis verschiedener Normen auch Labels für die Garten- bzw. Home-Kompostierbarkeit.

Logo DIN-Geprüft gartenkompostierbar
Logo OK compost HOME

Biologischer Abbau in verschiedenen Umwelten

In der Landwirtschaft und im Gartenbau werden Folien eingesetzt, um die Bodentemperatur zu erhöhen, das Wachstum der Pflanzen zu fördern und den Einsatz von Pestiziden zu verringern. Nach Gebrauch müssen die Folien aufwändig wieder eingesammelt werden. Alternativ können biologisch abbaubare Folien genutzt werden, die nach Gebrauch zerkleinert, untergepflügt und mit Hilfe von Bodenorganismen abgebaut werden.

Für diesen Prozess wurden ebenfalls genormte Konditionen entwickelt, die eine Testung und Kennzeichnung ermöglichen.

Logo DIN-Geprüft bioabbaubar im Boden
Logo OK biodegradable SOIL

Der TÜV Austria vergibt darüber hinaus, Labels für den biologischen Abbau von Kunststoffen im Wasser.

Logo OK biodegradable WATER